Shiva in einem Kreis aus erdig braunen Farben

Orgasmus beim Mann*

Mehr als nur ein Höhepunkt

 

Der Orgasmus ist ein faszinierendes Zusammenspiel von Muskeln, Nerven und dem Gehirn. Während dem sexuellen Höhepunkt beschleunigen sich Atmung und Puls, der Blutdruck steigt, und es kommt zu rhythmischen Kontraktionen der Beckenbodenmuskulatur. Ein erfüllender Orgasmus hat viele positive Effekte: Er steigert unser Wohlbefinden, wirkt stimmungsaufhellend, fördert guten Schlaf, reduziert Stress durch Dopamin und kann sogar Schmerzen lindern, da Endorphine freigesetzt werden. Zudem versorgt die verstärkte Atmung unseren Körper mit Sauerstoff, was sich positiv auf unsere Organe und Zellen auswirkt. Kurz gesagt: Ein erfüllender Orgasmus kann unser Wohlbefinden und unsere innere Balance stärken.

Spannungsabbau vs. Ganzkörperorgasmus
Jeder Orgasmus ist anders – und du kannst dein Erleben bewusst beeinflussen. Ein schneller Orgasmus entsteht oft durch rasches Reiben und Anspannung. Er eignet sich gut zum raschen Spannungsabbau. Du kannst dir aber auch Zeit nehmen, deinen ganzen Körper durch Berührung miteinbeziehen und mit Atmung und Bewegung spielen. Indem du deine Erregung steigerst, immer wieder kurz vor dem Höhepunkt innehältst und so deine Lust bewusst aufbaust, kann der Orgasmus intensiver werden. Er durchflutet nicht nur deine Genitalien, sondern den ganzen Körper. Es lohnt sich, zu experimentieren und dich vielleicht so zu erweitern, dass du verschiedene Möglichkeiten entdeckst und – sei es in der Selbstbefriedigung oder beim Sex mit einer Partnerin*einem Partner – bewusst entscheiden kannst, was du gerade erleben möchtest.

Orgasmus ohne Ejakulation
Beim Mann fallen der Orgasmus und die Ejakulation zeitlich sehr eng zusammen. Wenn du nicht etwas anderes geübt oder gelernt hast, setzt der Orgasmus kurz vor deiner Ejakulation ein. Es handelt sich jedoch um zwei getrennte körperliche Prozesse.

Wenn ein Mann ejakuliert, gibt der Körper zusätzlich zu den Samenzellen auch Vitalstoffe und Hormone ab (und energetisch gesehen auch kraftvolle Sexualenergie). Nach der Ejakulation folgt eine Phase der Entspannung oft aber auch Müdigkeit und vielleicht sogar Erschöpfung. Denn der Körper ist nun damit beschäftigt, sich zu regenerieren und die abgegebenen Stoffe wieder aufzubauen. Diese Phase kann unterschiedlich lange dauern – von ein paar Minuten bis zu mehreren Tagen (abhängig vom Alter, Hormonspiegel, sexuellen Gewohnheiten …).

Techniken aus dem Tao-Yoga zeigen, dass es möglich ist, einen Orgasmus ohne Ejakulation zu erleben. Die Taoisten praktizierten diese Techniken um die heiße sexuelle Energie im Körper zu behalten und sie für ihre Gesundheit und Vitalität zu nutzen. Dafür braucht es eine sehr feine Körperwahrnehmung, mentale Stärke, Bewusstheit, etwas Technik und sehr viel Übung. Auf diese Weise kann ein Mann Orgasmen erleben, die den ganzen Körper erfüllen und er ist danach kraftvoll und energiegeladen.

Wenn der Orgasmus Probleme macht
Kennst du das aus deiner Sexualität? Es dauert ungewollt lange und es ist anstrengend für dich zum Orgasmus zu kommen? Der Orgasmus kommt nicht von selbst, du musst ihn machen und das fühlt sich wie Arbeit an? Vielleicht kommst du gar nicht? Vielleicht kannst du nur durch Selbstbefriedigung kommen, nicht aber durch Sex mit einem anderen Menschen? Die Gründe dafür sind vielfältig:

  • Dein Penis ist de-sensibilisiert – möglicherweise durch jahrelange harte, angespannte Selbstbefriedigung, jahrelanges hartes und schnelles Stoßen beim Sex oder intensiven Pornokonsum, der dich mehr im Kopf als im Körper sein lässt.
  • Dein Körper hat sich an einen engen, automatisierten Erregungsmodus gewöhnt, sodass du nur auf eine ganz bestimmte Art kommen kannst. Meistens brauchst du dann um vieles mehr Druck, Spannung oder Reibung als du das in einer sexuellen Vereinigung erleben kannst (oder auch bei Stimulierung durch einen anderen Menschen).
  • Mentale Blockaden, wie Leistungsdruck oder Ängste (z. B. Angst „es nicht zu bringen“, Angst ein Kind zu zeugen, Angst Schmerzen zu verursachen …), können das Loslassen verhindern.
  • Es fehlt an Erregung und Lust, oder du bist aus irgendeinem Grund zu wenig in deinem Körper oder in deinem Becken „zuhause“. Auch dadurch kommt dein Körper nicht zur sexuellen Entladung.

 

Was kannst du tun?

  • Lerne deinen Penis und deinen gesamten Körper zu spüren. Beziehe alle deine Sinne mit ein. Langsamkeit und Atem helfen dir beim Spüren.
  • Variiere in deiner Selbstbefriedigung und erweitere damit deinen Erregungsmodus: Experimentiere mit tieferem Atem, Bewegung, variiere den Rhythmus deiner Penisberührung und versuche es auch mal mit weniger Druck.
  • Reduziere deinen Pornokonsum, um dich stärker auf dein körperliches Empfinden zu konzentrieren.
  • Übe das Loslassen – der Orgasmusreflex geschieht, wenn du dich dem Moment hingibst.
  • Erforsche was dich dabei unterstützt in deinem Körper, in deinem Becken, in deiner sinnlichen Wahrnehmung genussvoll anzukommen.
  • Akzeptiere, dass sich deine Sexualität im Laufe des Lebens verändert und setze dich nicht selbst unter Druck. Dein Körper reagiert mit zunehmendem Alter vielleicht langsamer.
  • Beobachte dich selbst in der Selbstbefriedigung und stärke deine Selbstwahrnehmung: Wie genau funktioniert deine Erregung? Was passiert kurz vor dem Höhepunkt? Was machst du genau? Und versuche es auch mal umzudrehen, experimentiere: Versuche in der Selbstbefriedigung keinen Orgasmus zu bekommen, spüre, was machst du da? Und dann mach es mit deiner Partnerin*deinem Partner genau anders. Experimentiere – und spiele bewusst mit diesen Mechanismen.
  • Übe beim Sex gut bei dir zu bleiben, dich selbst zu spüren, deine Lust zu spüren statt dich nur auf dein Gegenüber zu fokussieren.

 

Der Orgasmus ist weit mehr als nur eine körperliche Entladung – er beeinflusst unser Wohlbefinden, unsere Energie und unsere Lust am Leben. Indem du bewusst mit deiner Sexualität umgehst, deinen Körper spüren und genießen lernst, kannst du intensivere, erfüllendere Orgasmen erleben. Und vielleicht möchtest du dir auch mal die Frage stellen: Muss es immer ein Orgasmus sein? Oder möchtest du auch mal damit experimentieren, wie ist es, wenn du deine Lust und Energie nicht entlädst, auf den Wellen deiner Lust „surfst“ und sie bewusst mit in deinen Alltag nimmst? Sexualität ist eine lustvolle Reise, die du gestalten kannst – sei offen für neue Erfahrungen und finde heraus, was dich wirklich erfüllt!

 

* „Mann“ beziehe ich auf das biologische Geschlecht. Mann = Mensch mit Penis

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